Das Schreiben

Mit vierzehn habe ich meine Leidenschaft für Bücher entdeckt, nachdem ich "Die Verwandlung" von Franz Kafka (als erstes Nicht-Kinderbuch überhaupt) gelesen hatte. "Das kann ich auch", dachte ich mir und begann sogleich, selber Geschichten zu schreiben, musste jedoch schnell die krasse Fehleinschätzung hinsichtlich meiner Begabungen erkennen. Dennoch blieb ich dabei, sah ein, dass andere (wie besagter Kafka) das sehr viel besser können, und versuchte mich in verschiedenen Genres. 


So schrieb ich Liebesgedichte für meine Angebeteten, was diese stets "irgendwie süß" fanden, jedoch nicht zu dem führte, was ich mir vorstellte. Später schrieb ich Erzählungen, die meist schlechte Kopien der Bücher waren, die ich gerade las. Die Hörspiele, die ich mit einem Kassettenrecorder aufgenommen (und eines davon zum WDR geschickt) hatte, blieben ebenso folgenlos wie die Drehbücher zu nie gedrehten Filmen. Eine kurze Zeit schrieb ich Songtexte für eine Rockband, die sich jedoch noch vor ihrem großen Durchbruch auflöste.

Dann geschah zwanzig Jahre nichts in dieser Hinsicht, bis ich zusammen mit Kollegen ein Buch über künstliche Intelligenz schrieb. Dabei habe ich meine Freude am Schreiben als solches wiederentdeckt und angefangen, parallel an einer kleinen Geschichte zu schreiben. Für das Fachbuch hatte ich mir feste Zeiten reserviert. Immer, wenn ich keine Lust auf das Fachbuch hatte oder mit einem Abschnitt schneller fertig war, schrieb ich an der Geschichte, die inzwischen immer weitere Kreise zog und sich nach und nach zu einem richtigen Roman auswuchs. Beide Bücher sind im Sommer 2020 fertig geworden.

Für das Fachbuch hatten wir innerhalb eines Tages einen renommierten Verlag gefunden, bei dem es inzwischen auch veröffentlicht ist. Und so dachte ich, meinen ersten richtigen Roman irgendwo unterzubringen, sollte nicht so schwer sein. Aber Pustekuchen, wie meine Oma zu sagen pflegte. Diese Verlagsleute sind meiner Erfahrung nach echt krass drauf. Wobei ich zugeben muss, dass ich eigentlich fast keine Erfahrungen mit den Verlagsleuten habe, da diese sich grundsätzlich nicht melden, also wirklich gar nicht. Dieses Verhalten ist mir noch in keiner anderen Branche begegnet und es hat mich (freundlich gesagt) erheblich irritiert.

Daher habe ich den Spieß umgedreht und meinerseits dem halben Dutzend Verlage und einer Agentur, denen ich zuvor Exposé und Probekapitel zugesandt hatte, abgesagt. Erwartungsgemäß hat auch das niemanden beeindruckt. Aber mir hat es die Idee für meine Erzählung "Mord im Lektorat" eingebracht.

Okay, eine schöne Erfahrung habe ich dann doch noch gemacht. Tatsächlich meldete sich irgendwann eine nette Lektorin eines sehr bekannten Verlags bei mir und fand meine Idee sowie mein Probekapitel "wirklich gut". Sie hat dann auch eine "glühende Empfehlung" ausgesprochen. Die Verlagsleitung meinte jedoch, sie hätten gerade keinen Programmplatz für ein Debut.

Zum Glück leben wir im Zeitalter der Digitalisierung und sind nicht mehr auf die alten Industrien angewiesen. Ein erfahrener Kollege erklärte mir alles, was man in Sachen Self-Publishing wissen muss, und so habe ich Kladderadatsch im Januar 2021 und Papperlapapp im November 2021 selber veröffentlicht. 

Für meinen dritten Roman habe ich mich dann doch noch einmal um einen Verlag bemüht und bin auch (zunächst) fündig geworden. Mit den Leuten des kleinen, aber feinen Verlags gab es dann einige freundliche Gespräch, letztlich konnten sie sich dann aber doch nicht entschließen, Hybrid Men zu veröffentlichen. Inzwischen ist nun auch der vierte Streich abgeschlossen: Black Magic Box - Die Erfindung der künstlichen Intelligenz liegt aktuell bei einigen handverlesenen Agenturen auf den Schreibtischen.


Bild von Marc Westermann, Kopfleiste von pixabay

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